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Ich bin klassischer Gitarrist, Musikpädagoge, audiovisueller Produzent und betreibe die Plattform Guitar TV World. Seit dem Jahr 2000 lebe ich in meiner Wahlheimat Köln und stamme aus Venezuela.
Hier ein Auszug einiger Interviewfragen, die mir im Verlauf meiner Musikerlaufbahn gestellt wurden, bei Interesse schauen Sie gerne rein:
Wie bist du zur Musik gekommen?
Musik hat mich seit meiner Kindheit interessiert. Sie war in meinem Elternhaus immer präsent und wurde in jeder Lautstärke gehört. Im Alter von 10 Jahren begann ich Cuatro zu spielen, ein viersaitiges Volksinstrument das in Venezuela weit verbreitet ist. Später, mit 13 Jahren, entdeckte ich die Gitarre. Ich war von dem Instrument und seinem Klang so begeistert, dass ich innerhalb eines Jahres einige, wichtige Werke des klassischen Gitarrenrepertoires erlernte. Ab diesem Moment war mir bewusst, mein Instrument gefunden zu haben.
Wie ist Dein akademischer Hintergrund?
Mein Studium der Musik absolvierte ich am Vicente Emilio Sojo Konservatorium in Barquisimeto, Venezuela, wo ich den Titel des Diplom Gitarristen erwarb. Im Jahr 2000 setzte ich meine akademische Ausbildung an der Musikhochschule in Münster fort und beendete sie als Diplom Musiker. Später durchlief ich ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und an der Hochschule für Musik in Köln, wo ich mein Diplom als Musikpädagoge erwarb. Semesterbegleitend habe ich in Salzburg an der Mozarteum Universität studiert und schloss meinen akademischen Werdegang mit dem Konzertexamen in Köln ab.
Wer waren deine Mentoren und musikalische Wegbegleiter?
In meiner Jugendzeit sicherlich Eladio Mujica. Er war ehemaliger Schüler des großen, venezolanischen Meisters Antonio Lauro und für mich sowohl im musikalischen als auch im menschlichen Bereich einer meiner größten Einflüsse. Bei ihm habe ich die klassische Gitarre in ihrer ganzen musikalischen und technischen Bandbreite zum ersten Mal hören können. Als Ergebnis dieser Begegnung entwickelte sich meine tiefe Leidenschaft für das Instrument, die bis heute anhält.
Während meiner Studienzeit am Konservatorium in Barquisimeto begegnete ich dem chilenischen Meister Arturo Gonzalez. Er war ein außergewöhnlicher Pädagoge, der einen großen Wert auf Allgemeinbildung und die Verbindung von Musik und den Geisteswissenschaften legte. Philosophie, Literatur, Geschichte waren stets Teile des Unterrichts. Ich verbrachte viel Zeit in seinem Haus wo ich bekannten Gitarristen wie z.B. Alirio Díaz begegnen konnte.
Später in Deutschland studierte ich bei dem Künstler, Gitarristen und Kosmopolit Wolfgang Weigel, der mich in der Entwicklung meiner musikalischen und stilistischen Reife unterstützte. Musik, Kunst, Originalität und Projektentwicklung sowie die Rolle des Künstlers und sein Stellenwert in der Gesellschaft waren u.a. diejenigen Themen, auf die er Wert legte. Im Verlauf meiner Ausbildung hatte ich die Möglichkeit zu kurzen Studienaufenthalten in Salzburg und Weimar wo ich Eliot Fisk und Thomas Müller-Pering begegnete. Durch ihre musikalische und technische Virtuosität gaben sie mir wertvolle Impulse.
Roberto Aussel begleitete mich im letzten Abschnitt meiner Ausbildung. Er zeigte mir, dass Musik eine tiefere Kommunikationsebene ermöglicht, die auch ohne Worte auskommt und eine starke Wirkung auf den Menschen hat. Sein respektvoller Umgang mit Musik, seine Hochsensibilität und gleichzeitig die Fähigkeit einen Perfektionismus zu entwickeln, der der Musik dient, haben mich tief beeindruckt und stark geprägt.
Welche pädagogischen Erfahrungen hast Du gesammelt?
Meine erste Erfahrung machte ich als Assistenzlehrer auf der Insel Margarita, wo ich mit 14 Jahren, an der dortigen Musikschule unterrichtete. Während meiner gesamten Studienzeit sowohl in Venezuela als auch in Deutschland unterrichtete ich in privaten Musikschulen. Darüber hinaus war ich als Gastdozent und Konzertgitarrist bei mehreren internationalen Gitarrenfestivals in Deutschland und Venezuela tätig. Als Pädagoge habe ich Projekte entwickelt und durchgeführt, die im sozialen Bereich angesiedelt waren und als Schwerpunkt, die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund durch Musik, hatten.
Auf akademischer Ebene war ich Mentor für Studenten der Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie Juror bei Abschlussprüfungen. Darüber hinaus Mentor im Lehrgang Musikpädagogik für MusikerInnen verschiedener Kulturen von der Landesmusikakademie NRW. Zurzeit bin ich Dozent für klassische Gitarre an der Rheinischen Musikschule Köln.
Warum bist du in den audiovisuellen Bereich eingestiegen?
Mehrere Jahre lang entdeckte ich durch die Fotografie die Welt der Bilder und ihre enorme Bedeutung beim Erzählen von Geschichten. Die erzählerische Kraft von Bildern als symbiotisches Element mit Musik hat mich so gefesselt, dass ich mich entschloss, in die Welt der audiovisuellen Produktion einzusteigen.
Die Projekte, die ich produziert habe, haben die Musik als Hauptdarsteller, insbesondere die Gitarre. Meine Absicht ist es, ihren unschätzbaren Wert als Instrument zu zeigen, ihre Hauptfiguren einem möglichst breiten und internationalen Publikum bekannt zu machen und vor allem ihre Geschichte und Entwicklung zu dokumentieren.
Beispiele für meine Arbeit sind die Plattform Guitar TV World, den ich leite oder der Dokumentarfilm „Rastros Indelebles“, bei dem ich Produzent und Regisseur bin.
Wie definierst du dich als Künstler?
Definitionen sind meiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert. Sie können zwar Klarheit über das bringen was man tut, können aber auch einschränkend sein. Ich sehe mich als jemanden, der seine Wahrnehmung der Welt vor allem durch Musik aber auch durch Bilder kommuniziert.
Als Konzertist basieren meine Vorschläge darauf, „musikalische Geschichten“ zu erzählen, diese können sehr persönlicher Natur sein, mit meiner Kultur oder meinen Erfahrungen zu tun haben.
Als audiovisueller Produzent ist es mein Ziel, die Schönheit der klassischen Gitarre in ihrer ganzen Bandbreite zu präsentieren, ihre wichtigsten Vertreter vorzustellen und dadurch eine Verbindung sowie den Zugang zu einem breiten Publikum zu schaffen. Gleichzeitig versuche ich das wertvolle Wissen über das Instrument zu dokumentieren und auf diese Weise die Geschichte der Gitarre zu erhalten.
Wie ist deine Sichtweise auf die Kunst?
Es ist nicht wirklich eine einfache Aufgabe Kunst zu definieren, denn man soll sie u. a. aus dem philosophischen, ethischen, ästhetischen, soziologischen Blickwinkel betrachten, der zudem je nach Individuum variiert. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, dass man im Moment der Wahrnehmung des künstlerischen Werkes zu oft auf technische und analytische Parameter zurückgreift und versucht Kunst “messbar” zu machen. Das allerdings wäre eine nicht angebrachte Handlung, denn wer kann sich schon anmaßen zu bestimmen, was Kunst ist und was nicht?
Für mich ist Kunst dasjenige Mittel, mit dem der Mensch von einer intuitiven Ebene seines Wesens aus kommuniziert und eine zwischenmenschliche Verbindung schafft, es ist die Weitergabe seines Wesens und seiner Gefühle durch Ausdruck. Kunst entsteht genau in dem Moment, in dem ein Individuum von einer Werk berührt wird.
Aus ästhetischer Sicht gab es schon immer die Tendenz Kunst durch Schönheit zu definieren, wobei die Wahrnehmung von Schönheit je nach Zeitgeist und Kultur stets variiert. Damit ein als ästhetisch schön definiertes Werk künstlerisch ist, muss es meiner Meinung nach eine expressive Absicht haben. Es ist für mich schwer vorstellbar, z. B. ein Gebäude von Gaudí zu betrachten, ohne innerlich berührt zu werden, oder ein Werk von Bach zu hören, ohne dessen enorme existenzielle Aufladung und spirituelle Tiefe wahrzunehmen. Die Schönheit an sich kann aber nicht der einzige Parameter sein der Kunst definiert. Das zeigt sich etwa in Werken, die nicht unbedingt den ästhetischen Standards der Zeit entsprechen aber Emotionen oder Ideen intensiv vermitteln. In der Malerei sind Monet oder Francis Bacon gute Beispiele dafür. Carl Gustav Jung sagte in diesem Zusammenhang, dass die geschaffenen Formen mit Schönheit, praktischem Nutzen, Farbe, Worten, musikalischen Klängen bekleidet sein können; aber hinter der Form steht die unbewusst wahrgenommene Idee, der der Schöpfer versucht, Ausdruck zu verleihen. Daher ist der Schöpfer für die Form verantwortlich und nicht für die Idee selbst.
Der Künstler ist das Medium, das diese Botschaft oder diese Ideen übermittelt, und sein Werk richtet sich nach der Art und Weise aus, wie er sich selbst und die Welt aus seinem Inneren betrachtet. Er sollte die Fähigkeit haben, seine Gefühle und die Gefühlslagen seiner Zeit seiner Kultur zu erfassen und zu vermitteln. Dies setzt die Fähigkeit zur Sensibilität, Innovation, Originalität auch zum Perfektionismus voraus aber vor allem die Fähigkeit und Bereitschaft die Kunst als Ganzes zu begreifen: Malerei, Musik, Literatur, um nur einige Bereiche der Kunst zu nennen, sind Wege zur Vermittlung von Ideen, die einander nähren. Dadurch sind sie nur schwer in ihrer Wahrnehmung voneinander trennbar. So findet man zum Beispiel in der Musik Klangfarben, in der Poesie den Rhythmus und in der Malerei und Architektur die Harmonie. So sollte ein Maler in der Lage sein, Farben auch auditiv wahrzunehmen, oder ein Musiker sich auf die Poesie stützen, um etwa seiner Phrasierung und Artikulation Natürlichkeit verleihen zu können. Ein Künstler, der andere Kunstbereiche nicht beachtet und sich nur auf sein eigenes Gebiet beschränkt, begrenzt seine Ausdrucksmöglichkeiten und steckt sich somit selbst in eine “Zwangsjacke”.
Aus ethischer Sicht betrachte ich Kunst wie Freiheit, Liebe oder Gerechtigkeit. Sie sind moralische Güter, die sich zwar im Laufe der Geschichte in Gesellschaften und verschiedenen Kulturen entwickeln, aber ihre Definition in einer tiefen Bewusstseinsebene jedes Einzelnen finden. Deshalb kann Kunst für mich keinen destruktiven Zweck haben, im Gegenteil sie soll die Seele des Einzelnen oder einer Gesellschaft berühren, in ihre Sensibilität eindringen, um sie moralisch und intellektuell zu transformieren. Ein Beispiel dafür ist der Roman Les Miserables von Victor Hugo, ein wahres künstlerisches Meisterwerk der Literatur. So wird Kunst für mich auch zu einer sozialen Verpflichtung. Eine Gesellschaft, in der Kunst nicht ernst genommen wird, ist eine Gesellschaft ohne Seele.
DOKUMENTARFILM
RASTROS INDELEBLES
Die Realisierung des Dokumentarfilms „Rastros indelebles“, der die Geschichte des venezolanischen Komponisten Antonio Lauro und des Gitarrenvirtuosen Alirio Diaz erzählt, gehört zu meinen wichtigsten und ambitioniertesten Projekten und steht am Anfang einer Reihe von Dokumentarfilmen zum Thema klassische Gitarre.
„Rastros Indelebles“ zeigt die fruchtbare, künstlerische Beziehung der Gitarrenmeister, die durch ihr gemeinsames Wirken „unauslösliche Spuren“ in der Geschichte der Gitarrenmusik hinterlassen haben. Geprägt durch die Vielfalt der venezolanischen Kultur, haben sie das universelle Gitarrenrepertoire enorm bereichert.
Die Filmidee entstand anlässlich des 100. Geburtstags von Antonio Lauro im Jahr 2017. Neben legendären klassischen Gitarristen wie John Williams und Oscar Ghiglia kommen weitere, international bekannte Persönlichkeiten zu Wort.
Die Dreharbeiten fanden in Venezuela, Deutschland, Österreich, Italien und Großbritannien statt.
INTERNETPLATTFORM
Guitar TV World
Die Plattform Guitar TV World, die ich mit dem Gitarristen Luciano Marziali im Jahr 2014 gegründet habe und seitdem leite, widmet sich der Verbreitung von Informationen zum Thema klassische Gitarre, ihrer Geschichte und ihren wichtigsten Vertretern. Unser Anspruch dabei ist die Produktion von audiovisuellen Inhalten mit höchster sowohl künstlerischer als auch technischer Qualität.
Interviews mit großen Persönlichkeiten der klassischen Gitarre, Videoclips, Reportagen, audiovisuelle Porträts und vieles mehr steht zum Anschauen bereit.
Unsere Arbeit richtet sich nicht ausschließlich an das fachkundige Publikum. Vielmehr ist Guitar TV World ein Treffpunkt – nicht nur für professionelle Gitarristen und Musikliebhaber – sondern auch für musikalische Laien, die die Gitarre als Konzertinstrument nicht kennen.
Unser Ziel ist es ein breitgefächertes, internationales Publikum für die klassische Gitarre zu begeistern indem wir die musikalische Bandbreite des Instruments, sowie ihre Geschichte dokumentieren.
360° Fotografie
Virtual Reality
Das Thema Virtualisierung ist heutzutage aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und in vielen Bereichen zu einer wertvollen Option geworden.
Mein bestehendes Interesse an diesem Thema sowie meine Kenntnisse in der Fotografie und meine gesammelten Erfahrungen haben mir den Einstieg in die virtuelle Inhaltsproduktion ermöglicht.
Die Möglichkeiten, die sich durch die 360 Grad Fotografie für unter anderem Künstler, Museen und Galerien ergeben, bieten die Gelegenheit künstlerische Arbeit zu verbreiten und sie einem Publikum auf globaler Ebene zugänglich zu machen.